Ingrid Sattes

Presse

Stammheim Proben

... (14.02.2002)

Das Theater Kollontai und Oliver Czeslik zeigen "Stammheim Proben"
Die Ansage ist klar: "Wir wollen die dramatische Literatur bereichern", gibt das Gründungstrio des Theaters Kollontai unverhuscht zu Protokoll. Und da sich Natascha Bub, Ingrid Sattes und Sanja Spengler als "Adoptivtöchter Alexandra Kollontais" (...) verstehen, ist auch klar, welche dramatischen Engpässe hier anvisiert werden: "Auf Bühnen stehen noch immer Kindfrauen, Geliebte, Ehefrauen und Mütter, die als Projektionsfläche dienen", haben die Schauspielerinnen trefflich analysiert und wollen deshalb "AutorInnen dazu anstiften, einen differenzierteren Blickwinkel von Frauen auf der Bühne aufzuzeigen."
Der erste, der sich anstiften ließ, heißt Oliver Czeslik (...), hat sich einen Ruf als politischer Autor erworben und eröffnet nun den Bühnen-Heldinnen-Reigen mit Irmgard Möller, Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof. (...) Wie der Titel "Stammheim Proben" schon unmissverständlich sagt, geht es hier nicht um historisch-dokumentarische Terrorismus-Aufarbeitung, sondern um einen privaten Zugang aus heutiger Sicht. Uns erwartet ein Stück im Stück: Wir sehen den Kollontai-Schauspielerinnen beim Versuch zu, sich die letzten fünf Minuten im Leben dreier Terroristinnen szenisch anzueignen (...).

Die Biester

FAZ (16.01.2001)

Beerdigungen sind gesellige Anlässe. (...)
Die wichtigsten Trauergäste aber sind Ulis Verflossene. Drei Frauen ehelichte der umtriebige Unternehmer. (...) Greta, die älteste Ex-Gattin, von Charlotte Schwab zielstrebig, aber nicht unverwundbar und mit viel Sinn fürs Zickige gespielt. (...) Sabine, die Mittlere, ist ein lebensfroher Luftikus, den Ingrid Sattes mit berechnender Naivität ausstattet. (...)
Nachdem Bissingers bissige Witwen eine Kostprobe ihrer Angriffslust gegeben haben, begreift der Zuschauer die Tragweite, als der teure Verstorbene per Testament verfügt, dass er Haus und Firma zu gleichen Teilen "den Müttern meiner Kinder" vermacht. (...) Hier erbt zusammen, was zusammengehören nicht unbedingt will.
Das komödiantische Potential dieser Flucht in Perlenketten ist erheblich. (...) Doch "Biester" ist weniger schwarze Komödie als moralisches Lehrstück und appelliert ungeniert ans Sentiment der modernen Frau (...). Drei Frauentypen - das blonde Dummchen, die zähe Geschäftsfrau und die Verträumte - noch dazu in drei verschiedenen Altersklassen, mit mehr Identifikationspotential kann ein Sender seine Zuschauerinnen nicht ködern.