Portrait
Märkische Allgemeine (04.09.2012)
15 Tage für fünf Sekunden
Alexander Kasprik über das aufregende Schauspielerleben und seine neue Rolle am Hans-Otto-Theater
POTSDAM - Satanarchäolügenialkohöllisch ist ein Wortungetüm – das gibt auch Schauspieler Alexander Kasprik zu. Es fließend zu sprechen, lernt man nicht in fünf Minuten. Drum herum kam der 26-Jährige trotzdem nicht, denn die höllische Wortschöpfung ist ein wesentlicher Teil des Titels von Michael Endes Kinderbuch „Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“. Der Name des giftgrünen Tranks findet sich auch in den Dialogen der Inszenierung des Hans-Otto-Theaters (HOT), die am 6. September Premiere feiert. Kasprik spielt den Raben Jakob Krakel, der mit dem Kater Maurizio di Mauro einen gefährlichen Auftrag erhält: Die beiden sollen verhindern, dass der Zauberer Irrwitzer und die Hexe Tyrannja in der Silvesternacht mit Hilfe besagten Trankes die Umwelt verschmutzen. Für Kasprik ist es nicht die erste Rolle am HOT. Der Absolvent der Babelsberger Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ (HFF) beendete 2010 sein Studium und spielte unter anderem bereits in „Trilogie der Sommerfrische“ und „Die Familie Schroffenstein“.
Dass die Schauspielerei ihm Spaß macht, merkte Kasprik früh. „Ich komme aus einer Theater- und Filmfamilie, meine Mutter Anne Kasprik ist Schauspielerin, mein Vater Dramaturg, auch meine Großeltern waren Künstler“, erzählt er. „Meine Kindheit habe ich an Filmsets verbracht, mit zweieinhalb stand ich das erste Mal vor der Kamera, dadurch hat sich das alles früh ergeben.“ Mit dem Wunsch, sein Handwerk von der Pike auf zu lernen, kam er 2007 an die HFF. Ohne abgeschlossenes Schauspielstudium braucht man am Theater viel Glück, um an Rollen zu kommen, sagt Kasprik ernst: „Für diesen Beruf muss man sich bewusst entscheiden“. Die Konkurrenz sei groß. Eine Traumrolle hat er nicht, aber wie viele Darsteller mag Kasprik Bösewichte. „Man darf Sachen machen, die man sonst nicht darf, unmoralische Dinge etwa“, erklärt er seine Vorliebe. Vermeintlich böse Charaktere seien oft sehr komplex in ihrer Erarbeitung – eine Herausforderung eben. Dem Potsdamer gefällt an der Figur des Raben ihre Vielschichtigkeit. „Der ist wie ein kleines zerrupftes Huhn, das sich durchs Leben kämpfen muss. Man kann sich wunderbar so seine Ecken und Kanten basteln“, erzählt Kasprik begeistert.
Ob er das Theater oder das Fernsehen mehr liebt, kann er nicht sagen. Beide Genres hätten Vorzüge: „Am Theater kann man ausladender spielen, mehr ausprobieren. Exzentrische Rollen sind bei TV-Produktionen selten.“ Dafür komme man an Orte wie eine Pathologie, die man sonst eher nicht betritt.
Über seinen ersten Job beim Film amüsiert sich Kasprik noch heute. Das war 2007 in der „Der Vorleser“. „Mein Auftritt beläuft sich auf etwa fünf Sekunden, dafür haben wir fünfzehn Tage gedreht. Es ist im Nachhinein unheimlich viel rausgeflogen“, sagt der junge Mann lachend. Vielleicht klopft Hollywood ja irgendwann für eine größere Rolle bei ihm an.
Premiere am 6. September, 10 Uhr, in der Reithalle, Schiffbauergasse (Von Birte Pagel)